Samstag, 29. September 2012

Erlebnisse in Hellas

Jetzt ist auch dieser Blog auf den Spuren vieler Tageszeitungen eingebogen. Nicht mehr aktuell nämlich. Trotzdem möchte ich ein paar Gedanken zum Ausdruck bringen, war ich doch Ende August, sowie von 4. - 11. September zweimal im von der Finanzkrise gebeutelten Griechenland, seit zwei Jahrzehnten meine Destination im Sommerurlaub.

Beruflich ging es zum Europapokalspiel des SK Rapid nach Thessaloniki. Die Ereignisse rund um dieses Spiel wurden ja ohnehin weidlich in allerlei Medien besprochen, daher braucht es dazu von mir an dieser Stelle wirklich keines Kommentars mehr. Auffallend ar allerdings - auch abseits des Fußballspiels - die Stimmung in der Stadt. Freilich, mit meinen paar Brocken Griechisch kommt man nett und fein ins Gespräch mit Taxifahrern (völlig überraschend waren die Preise der Taxis dort unglaublich günstig) und Kellnern, aber auch da merkt man, dass eine gewisse - und auch verständliche - Depression herrscht. Die rund ums Spiel zu beobachtenden Straßenschlachten zwischen PAOK-"Fans" und Polizei mit Molotow-Cocktails und Tränengaseinsatz gehören hingegen traurigerweise in dieser Stadt ebenso wie in Athen fast schon zur Normalität, sie kommen auch an Tagen ohne Fußballspiele vor, ein frustierter Teil einer Gesellschaft, der derzeit fast alles genommen wird und die oft nicht verarmt, sondern fast verelendet, greift eben rasch zum Mittel der Gewalt. Wobei dies hier explizit nicht verteidigt werden soll....

Nun denn, rund eineinhalb Wochen später begab ich mich zum vierten Mal nach 2004, 2006 und 2011 auf die wunderbare Insel Karpathos und auch hier war die Finanzkrise allgegenwärtig. Um ehrlich zu sein, wurde ich damit erstmals auch auf einer Urlaubsinsel damit konfrontiert. Ausbleibende Touristen - warum auch immer dem so ist!!! - waren nur ein Zeichen. Die Einheimischen haben sich ihre unvergleichliche Gastfreundschaft weiter erhalten, doch ist die Depression förmlich zu spüren, bzw. den Leuten ins Gesicht geschrieben. Es war schlussendlich einmal mehr ein wunderschöner und erholsamer Urlaub und bleibt zu hoffen, dass sich die Situation rasch wieder verbessert. Wiewohl der Glaube daran wohl nicht nur mir fehlt, sondern auch vielen auf Karpathos fleißig arbeitenden Griechen. So wandern die Besitzer der wunderbaren Strandtaverne "Glaros" (Agios Nikolaos, Arkassa) in die Vereinigten Staaten nach Florida aus....

Und man kann es verstehen, so saß ich am letzten Urlaubstag zwei Stunden als einziger Gast dort, noch vor genau einem Jahr wären im gleichen Zeitraum zumindest zwanzig Gäste dort gewesen. Nichts desto trotz möchte und werde ich dem wunderschönen Hellas als Urlaubsgast treu bleiben.

Samstag, 15. September 2012

Die Zeit, die Zeit


Der neueste (und insgesamt zehnte) Roman von Martin Suter - nach einem Intermezzo von zwei eher klassischen Kriminalromanen wieder retour zu seinem eher klassischen Stil.

Eine etwas obskure, teils mystische Geschichte, in der zwei Witwer, ein Greis und ein Anfang 40-jähriger, dessen Frau erschossen wurde, der Zeit ein Schnäppchen schlagen wollen. Mittels Rekonstruktion eines Tages im Oktober 1991 sollen die vergangenen Jahrzehnte sozusagen vergessen gemacht werden.

Prinzipiell liegt dem Buch eine kreative Idee zu Grunde, doch verstrickt sich Suter, der mit gewohnt schöner Sprache und auch mit der einen oder anderen überraschenden Wendung in der Handlung zu punkten weiß, wiederholt in völlig unlogische Situationen, die bei aller Mystik einfach nicht stimmig sind.

Trotzdem - und wie immer bei einem Werk des Schweizers - bietet auch "Die Zeit, die Zeit" ein über weiter Strecken ansprechendes Lesevergnügen und ist auch dieser Roman sehr rasch und kurzweilig gelesen.

Ein Highlight stellt er allerdings nicht wirklich dar. Für mich bleiben seine frühen Werke wie "Small World", "Die dunkle Seite des Mondes" oder "Ein perfekter Freund" vom Autor selbst völlig unerreicht!

Donnerstag, 13. September 2012

Zahltag

Fall Nummer 7 für den Athener Kommissar Kostas Charitos. Wie schon beim letzten - im Vorjahr erschienen Roman "Faule Kredite" - bildet die Finanzkrise in Griechenland die Bühne für die Handlung.



Unter dem Titel "Zahltag" liefert der in Istanbul geborene Autor Petros Markaris einmal mehr ein echtes Meisterwerk ab, das viel mehr als ein normaler Kriminalroman ist. Sehr deutlich wird auch das aktuelle Leben der "kleinen" Griechen dargestellt, die vielfältigen Ängste und Sorgen.

Die Idee zum aktuelle Werk ist genial und man muss fast befürchten, dass es im Real-Life einen Nachahmer geben könnte. Ein "Nationaler Steuereintreiber" hackt sich in das System der hellenischen Finanzbehörde und schreibt daraufhin säumige Steuerzahler an und fordert sie auf, ihre Schulden innert fünf Tagen zu begleichen, andernfalls drohe die "Liquidation". Und derer folgen gleich mal zwei, viele andere aber zahlen und so wird der "Nationale Steuereintreiber" folglich gleich ein Art Volksheld.

Zeitweise ist es der hohen Politik gar nicht so unrecht, was dieser Steuereintreiber so treibt und gibt es sogar Anweisung an den vor einer Beförderung stehenden Kommissar Charitos, die Ermittlungen ruhig zu stellen. Als dann allerdings vom Steuereintreiber eine Provision vom Finanzministerium gefordert wird, geht die Jagd wieder munter weiter......

Das Buch bietet nicht nur Unterhaltung, sondern macht streckenweise auch sehr nachdenklich. Die bittersten Todesfälle sind keine Morde, sondern der gemeinsame Freitod eines jungen Paares auf der Akropolis, das einen berührenden Abschiedsbrief an die "Helden der Antike" hinterlässt.

Schon für kommendes Jahr kündigte Markaris den nächsten Roman - wieder mit dem Hintergrund der Finanzkrise - an. Man darf gespannt sein und einer der ersten Käufer des Werkes werde definitiv ich sein!

Dienstag, 11. September 2012

Massimo Marini

Rolf Dobelli, auch als erfolgreicher Sachbuchautor bekannt, ist der nächste Beweis, dass neben Österreich auch die kleine Schweiz hervorragende Romanciers hervorbringt.



Im Roman "Massimo Marini" lässt der Autor einen Anwalt, der sich gerade in Psychotherapie befindet, die Lebensgeschichte des Massimo Marini, eines erfolgreichen Unternehmers (Tunnelbauer), der einst als Baby italienischer Gastarbeiter illegal in die Schweiz gebracht wurde, eindrucksvoll Revue passieren. Wir erfahren vom Leben seiner Eltern, aber vor allem wird seine eigene, bemerkenswerte und von Irrungen und Wirren geprägte Vita glänzend dargestellt. Ein gelungener Krimi ist das bei meinem Lieblingsverlag Diogenes erschienene Werk außerdem auch noch und bleibt bis zur letzten Seite spannend, unterhaltsam und klug. Mein erster, aber garantiert nicht letzter Roman von Rolf Dobelli, er auch eine interessante Website zu bieten hat!