Sonntag, 24. August 2025

Kurze europäische Auswärtsreise

Europacup-Auswärtsspiele verbindet man gewöhnlich mit längerer An- und Abreise in Flugzeugen, aber dem muss nicht immer so sein. Dieses Mal bescherte die Auslosung mit dem ETO Györi FC einen Gegner, der nur knapp 120 Kilometer von Wien entfernt beheimatet ist in der Stadt Györ an der Raaba. Noch kürzer war die Distanz (für mich) lediglich anno 2018 beim Gastspiel in Bratislava gegen Slovan (siehe hier). 

Dieses Mal war die Zeit im (Klein)bus eine Spur kürzer als eine Woche davor in Schottland beim Transfer vom Airport Edinburgh in den Spielort Dundee, vom Trainingszentrum waren wir in sportlichen 80 Minuten beim ETO Park. So heißt das etwas eigenartige Stadion (zwei Tribünen auf der Längsseite, hinter den Toren irgendein obskurer Bau und schließlich das gleichnamige Hotel, in den wir auch einquartiert waren). Mega-Vorteil: Von manchen Zimmern und von der Terrasse des Hotel-Restaurants hat man beste Sicht auf den Rasen, der übrigens aufgrund eines Rasenpilzes kurz vor dem Kollaps stand und eher einem Acker glich. Oder wie einer aus unserem Kreise scherzhaft meinte: "Für einen Truppenübungsplatz ist die Wiese eh ganz gut beinander." ;-) 

Wir bekamen im Vorfeld die Mitteilung, dass nur eine Tribüne geöffnet werden kann, da die andere keine funktionierenden sanitären Einrichtungen hätte, lediglich die wenig hundert zugelassenen Rapid-Fans dort ihren Platz finden würden (mit Dixi-Klos....). Stimmte dann auch nicht ganz, aber das ist ein anderes Thema.

Von der Rezeption zu den außerhalb des Stadions gelegenen Kabinen geht es zu Fuß ca. zwei Minuten rüber (am Matchtag mussten Spieler & Trainer aber aufgrund des UEFA-Reglements trotzdem den Bus nehmen...). Um 16:30 Uhr stand am Mittwoch die traditionelle Pressekonferenz auf dem Programm, von unserer Seite neben dem auch in Ungarn aufgrund seiner Tätigkeit bei Ferencvaros bekannte Coach Peter Stöger auch der magyarische Teamspieler Bendegúz Bolla. Aufgrund eines hohen ungarischen Feiertages, so erklärte es der Kollege von ETO, war leider kein Dolmetsch verfügbar (am Tag danach auch nicht), dankenswerterweise war der Teammanager unserer zweiten Mannschaft mit dabei und übernahm diese Aufgabe. Eine neue Erfahrung somit für unseren ehemaligen Spieler Tamas Szánto. 

Die obligatorische nächtliche Besichtigung der Gastgeberstadt fiel dieses Mal auch recht kurz aus, erst relativ spät begaben sich zwei Kollegen von mir und ich mit dem Taxi in die (sehr schöne) Altstadt, aber um Mitternacht war mehr oder weniger alles geschlossen - wohl dem Feiertag geschuldet ;-) 

Am Matchtag trudelten nach und nach Grün-Weiße ein, ein bunter Mix aus Funktionär:innen, Mitarbeiter:innen, VIPs und ganz "normalen" Fans. Ein schönes Treffen stand für mich auch noch auf dem Programm, György Korsos, Mitglied "meiner" 2005-er-Meistermannschaft, kam auf Besuch, beschenkte mich mit regionalem Wein und war am Abend für das ungarische TV als Experte im Einsatz. Kommende Woche wird er (samt Familie) auch erstmals seit Ewigkeiten wieder in Wien-West-Hütteldorf dabei sein.

Ungewöhnliches gab es auch am Trikot zu sehen. Ausnahmsweise zierte das Stadtwappen von Wien den Platz unter der rechten Schulter, eine charmante Maßnahme, dass Bundesliga-Logo zu überkleben. Dieses durfte nämlich nicht ganz gezeigt werden, Werbung für Sportwetten-Unternehmen, die in Ungarn keine Lizenz haben, ist nämlich im Staate Orban strikt untersagt. Und ADMIRAL gehört da nicht dazu. "Rapid trägt Wien" also, aber leider mit keinem guten Ergebnis. Wie vor 7 Jahren in Bratislava setzte es nämlich eine 1:2-Niederlage für uns, aber wie damals bin ich überzeugt, dass wir im Rückspiel trotzdem den Aufstieg fixieren werden. Möge ich bitte recht behalten. Die (vor)letzte Europacup-Auswärtsreise (2023 nach Debrecen - siehe hier) war auf alle Fälle in allen Belangen schöner und erfreulicher. Einziger Vorteil: Heuer war ich bereits deutlich vor Mitternacht wieder in der heimischen Wohnung in Wien! 

Einige Impressionen habe ich auch noch zu bieten:







































Sonntag, 17. August 2025

Thriller in Dundee

Nach 2018 (Glasgow im Ibrox gegen die Rangers) ging es für mich zum zweiten Mal in beruflicher grün-weißer Mission nach Schottland. Nach einem 2:2 im Hinspiel der 3. Qualirunde zur UEFA Conference League 2025/26 stand am Donnerstag (14. August 2025) bei Dundee United das Rückspiel auf dem Programm!

Wie gewohnt startete die Reise am Tag vor dem Spiel, übrigens drei Tage nach einem tollen Auftritt bei Meister Sturm Graz! In der grünen Mark gelang am Sonntag trotz 0:1-Rückstand bei tropischen Temperaturen ein 2:1-Auswärtssieg, der erste bei den "Schwoazn" seit Juni 2020! Selbstvertrauen sollte also passen.

Relativ spät, gegen 13:30 Uhr MESZ starteten wir mit Austrian Airlines vom VIE und landeten knapp 140 Minuten später am Airport Edinburgh. Von dort standen noch einmal rund 90 Minuten Busfahrt am Programm, es ging direkt ans einem an einem "Aqua Park" gelegene Teamhotel, wo wir mal nur knapp 40 Minuten Aufenthalt hatten. Danach volley in den charmant aus der Zeit gefallenen Tannadice Park, die Heimstätte des Dundee United Football Clubs (direkter Nachbar keine 200 Meter entfernt der Stadtrivale FC Dundee mit seinem Stadion!)! In einem Mini-Medienarbeitsraum eine improvisierte Pressekonferenz mit Trainer Peter Stöger und Kapitän Matti Seidl bei sehr freundlicher Atmosphäre, danach das obligatorische und auf 60 Minuten beschränkte Abschlusstraining. Beeindruckend schon der Eingang für Spieler und Staff, enges Stiegenhaus und noch engere Gänge führen zur Kabine und an einer der Ecken dann raus durch den Tunnel auf den großartig gepflegten Rasen!

Gegen 20 Uhr Ortszeit waren wir retour im Hotel, per pedes dann mit wenigen Kollegen einen Spaziergang in die "Altstadt", rund zehn Minuten später in ein sehr nettes und typisches Pub. Gemein nur, dass dort nach 20:30 Uhr keine Chance mehr auf Essen gegeben war, ein kurdischer Döner-Shop rettete (nicht nur) mich.

Am Matchtag begann es am Nachmittag sintflutartig zu schütten, in Dundee musste sogar ein Shopping Center evakuiert werden, in der City verwandelte sich die Straßen und Fußgängerzonen in Bäche, viele Pubs und Geschäfte kämpften mit nicht unwesentlichen Mengen an Wasser in ihren Indoor-Bereichen, mein Plan für einen Pub-Burger fiel buchstäblich ins Wasser, da auch die Küche im von uns vor dem großen Regen gewählten Lokal aufgrund des eindringenden flüssigen Elements "out off order" war.......

Egal, Highlight sollte ohnehin das Match (Ankick 19:45 Uhr Ortszeit) werden. Ausverkauftes Haus, gefühlt sorgten mindestens 20.000 für eine grandiose Stimmung (offizielle Zuschauerzahl war allerdings nur 12.336), auch die rund 500 mitgereisten Rapid-Fans waren in Hochform. Nach einem 0:2-Pausenrückstand und bärenstarken Gastgebern in ihren orangen Dressen (Tangerines und somit eher Mandarinen) war die Hoffnung auf den Aufstieg bei vielen (mich eingeschlossen) nur mehr sehr gering. Aufgrund des extrem strikten Rauchverbotes war ich noch fertiger als ohnehin, zumindest in der Pause der regulären Spielzeit konnte ich außerhalb des Stadions einen Nikotinschub einlegen. Janis Antiste und Ercan Kara sorgten auf alle Fälle noch für den Ausgleich, in der Verlängerung fiel kein Tor mehr uns so kam es zum ersten Elfmeterschießen für den SK Rapid in einem UEFA-Bewerb und das in seinem 333. Europacupspiel! Und endete mit einem Happy-End, alle fünf Schützen trafen, während der erste der aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber nur die Stange erwischte. Grenzenloser Jubel, unglaubliche Freude und im Teamhotel, das von Außen wie ein Ostblockbau aus den 1960-er-Jahren aussah, aber innen recht okay war, wartete dann doch noch ein Burger auf mich und dazu ein paar kleine Biere (lustigerweise aus italienischer Produktion....) vor dem Einschlafen.

Am Freitag dann um 13:00 Uhr Ortszeit per Bus wieder nach Edinburgh, den Airport zeichnen riesige Pubs mit großer Bierauswahl aus. Die Verspätung beim Abflug störte kaum jemanden und kurz vor 20:00 Uhr begaben wir uns vom Flughafen Wien Schwechat individuell zur ganz finalen Heimfahrt, in meinem Fall via Schnellbahn und Bim bis ins schöne Margareten, wo das zweite Highlight der Woche nach dem grandiosen Europacupmatch wartete - ein echtes mitteleuropäisches Abendessen und ein feines Weißbier! 

Einige Impressionen: