Montag, 20. August 2012

Das Leben ist ein wildes Tier

Carsten Stormer ist mein Jahrgang (1973) und mittlerweile von Beruf Fotoreporter, den es in die verschiedenen, meist von der Weltöffentlichkeit vergessenen, Krisengebiete zieht.



In seinem vergangenes Jahr erschienen Buch "Das Leben ist ein wildes Tier - Wie ich die Gefahr suchte und mich selber fand" (übrigens ein Geburtstagsgeschenk einer lieben Freundin, die auch mit Mitte 60 noch eine kleine Revoluzzerin ist!) versammelt er berührende Bilder und verschiedene "Geschichten" aus dem letzten Jahrzehnt, in dem er u.a. Afghanistan, Burma, den Kongo, Sudan, etc. bereiste. Stormer, der das konventionelle Leben in Westeuropa nicht mehr ertragen wollte und eher unbedarft in seine neue Aufgabe reinstolperte, ist kein Aufschneider oder Blender und schildert seine Erlebnisse mitreissend, aber nie sensationsheischend. Es sind erschütternde Berichte, die zum Nachdenken anregen und oft sehr wütend machen. Fürwahr keine leichte Kost, aber wichtig, dass sie geschrieben wurde und - weil notwendig - hoffentlich weiter geschrieben wird. Vor dem Weg des deutschen Journalisten, der mittlerweile großteils auf den Philippen lebt, kann ich nur meinen Hut ziehen!

Samstag, 18. August 2012

Tokio Total

Einmal kein Roman, der auf meine Leseliste kam. Der deutsche Journalist Finn Mayer-Kuckuk schreibt im rund 220 Seiten starken "Tokio Total: Mein Leben als Langnase" über seine Erfahrungen in Japan - sowohl als Student, als auch später als Journalist. Das Werk des Herrn mit dem auch für Österreicher lustigen Namen ist sehr kurzweilig und habe ich einem guten Freund zu verdanken, der mir das Büchlein vor einigen Monaten auf den Geburtstagstisch legte.



Mein Bezug zu Japan (sämtliche Stories in dem Buch erzählen übrigens von einer Zeit vor der Katastrophe im vergangenen Jahr) beschränkt sich auf einmal Essen in einem japanischen Lokal in Wien und mit großer Sicherheit besitze ich einige elektronische Geräte aus Nippon (Denon, Sony). Auch nach der Lektüre, die sehr (zumindest für mich als typischen Europäer) amüsante Eigenheiten der japanischen Bevölkerung bietet (da werden schon Tetra-Packs gewaschen und zum Trocknen aufgehängt, das Altpapier gebügelt um es platzsparend zu entsorgen, Fischen rund um Atommeiler, die auch schon vor dem Tsunami Störfälle zu vermelden hatten, scheint auch nicht unbeliebt......), treibt es mich auch nicht unbedingt dorthin. Trotzdem, der "Mayer-San" bietet ein kurzweiliges Lesevergnügen und könnte einem die Lektüre zumindest ansatzweise auf eine Reise in diee noch immer exotische Destination vorbereiten.

Freitag, 17. August 2012

Weckerleuchten in Finkenstein

Vergangene Woche, am Tag nach dem Thriller gegen den FK Vojvodina, den Rapid in der Nachspielzeit für sich entscheiden konnte, ging es nach Kärnten. Hauptgrund der Reise war definitiv das Konzert des grandiosen Konstantin Wecker auf der wunderbar schönen Burgarena Finkenstein hoch über dem Faaker See!



Trotz ausgesprochen stressiger Anreise und dunkelster Gewitterwolken sollte es ein unvergesslicher Abend werden. Groß war schon meine Angst bei der Autofahrt gen Finkenstein, dass die Ankündigung "Bei Schlechtwetter oder schlechter Wetterprognose findet das Konzert in einem Zelt statt" umgesetzt würde. Erst recht, als einige Kärntner Straßen erahnen ließen, dass es im Land der vor vier Jahren heruntergefallenen Sonne doch tatsächlich geregnet haben musste. Doch glücklicherweise nahm Konstantin Wecker samt seiner großartigen Mitstreiter auf der kleinen Bühne das Risiko in Kauf. Und wurde belohnt, denn es begann zwar einmal leicht zu regnen, doch hielt sich Petrus ungefähr an den geplanten Programmablauf und schickte seinen Schauer just zur Pause. Das Konzert selbst dauerte rund drei Stunden und war einfach brilliant. Wecker bot - begleitet von drei begeisternden Musikern - einen schönen Querschnitt durch sein rund vier Jahrzehnte langes Schaffen, rezitierte herrliche Gedichte (vor allem Rilke und Kästner) und fand auch viele persönliche Worte. "Empört Euch", "Sage Nein!" (siehe Video), "Wenn der Sommer nicht mehr weit ist" und viele schöne Lieder mehr bescherten uns einen grandiosen, herrlichen Abend - obwohl es für Mitte August schon sehr kühl war! Gott oder wer auch immer helfe mir, dass ich mit 65 Lenzen noch ähnliche Energien wie der junggebliebene Konstantin in mir haben mag!

Montag, 6. August 2012

Die Unperfekten





"Die Unperfekten" war einer der Bestseller im Jahre 2010 (und 2009 im englischsprachigen Raum). Nicht ganz zu Unrecht, wiewohl es sich bei diesem schönen Werk um keinen klassischen Roman handelt. Eigentlich sind es zehn, nur sehr am Rande miteinander verwobene, Kurzgeschichten. Der Autor erzählt über "Rise and Fall" einer in Rom erscheinenden internationalen Tageszeitung und tut dies anhand jener Kurzgeschichten, der "Helden" acht Mitarbeiter, der letzte Eigentümer, und eine eigenwillige Leserin der Zeitung (die Dame liest jede Ausgabe vom ersten bis zum letzten Buchstaben und hinkt dementsprechend der Gegenwart mehr als ein Jahrzehnt hinterher).

Tom Rachman, der in London geborene Autor dieses Romans (sein Erstling), ist selbst in der Zeitungsbranche tätig und weiß daher wohl sehr authentisch zu erzählen. Sehr gelungen ist auch, dass jeweils am Ende eines Kapitels in die Geschichte der Zeitung geblickt wird.

Ich habe an der Lektüre durchaus großen Spaß gefunden - zum Einen als - nach wie vor - bekennender Zeitungs-"Junkie" und zum Anderen als erst kürzlich Rom-Reisender über die stetigen "Aha-Erlebnisse" im Zusammenhang mit diversen Handlungsorten. Doch von grandios und überragend ist das Buch dann doch ein schönes Stück entfernt!

Samstag, 4. August 2012

Keine 48 Stunden Novi Sad

Lange Pause für mich in Bezug auf Auswärtsreisen in beruflicher Mission zu einem Europapokalspiel mit Rapid. Letztmalig war dies im November 2005 der Fall, damals im Zuge der Champions-League mit Autofahrt nach München (0:4) und Flugreise nach Brügge (2:3). Leider setzte es auch nach knapp sieben Jahren Pause eine Niederlage. Und noch dazu eine mehr als kuriose....



Los ging es am 1. August um 10 Uhr mit rund 130 Mann/Frau via AUA von Schwechat (eingecheckt im völlig missglückten neuen Terminal 3....), von Belgrad aus dann rund 60 Minuten mit dem Bus nach Novi Sad. Dort kamen wir in einem durchaus feinen Hotel (Park) unter, dieses gehört übrigens (wie so vieles andere in dieser durchaus charmanten Stadt) dem Präsidenten des FK Vojvodina, einem gewissen Ratko Butorovic. Der Mann ist ohnehin ein eigenes Kapitel. Er machte einen durchaus sympathischen Eindruck, sein Outfit ist allerdings eher gewöhnungsbedürftig, so erschien er zum Match in einem Designer-Jogging-Anzug, mit Baseball-Kap und riesiger Kette um den Hals (Batterie sorgte für lustiges Leuchten....).



Doch egal - am Abend vor dem Match stand für mich mit den wenigen mitgereisten Medienvertreter ein Abendessen auf der wunderschönen Festung über der Donau (die Lokale samt Hotel dort gehören übrigens - na wem schon?) auf dem Programm. Sensationell leckeres Essen, ausgesprochen freundliche Bedienung und zudem für mitteleuropäische Verhältnisse traumhafte Preise (eine kleine Völlerei für acht Personen schlug mit nicht einmal 200 Euro zu Buche....). An gleicher Stelle - es soll also etwas Schlimmeres einem widerfahren - wurden am Spieltag die per Bus nach Novi Sad anreisenden Rapid-Fans von der serbischen Polizei freundlich festgehalten, damit es in den engen Gassen der malerischen Innenstadt keine unliebsamen Überraschungen geben möge. Für viele Anhänger, die zum Großteil gemütlich eine Auswärtsfahrt machen und zudem ein paar Eindrücke von der Stadt gewinnen wollten, natürlich eine herbe Enttäuschung.



Die sollte schlussendlich auch das Match aus grün-weißer Sicht bringen. Unsere Mannen spielten streckenweise nicht schlecht, vergaben aber beste Chancen und scheiterten zweimal am Torgestänge (einmal per Elfmeter....). Beim 0:1 schlief die Defensive und das 0:2 ist bereits ein Renner auf You-Tube (über 400.000 Aufrufe in den ersten 48 Stunden nach dem Match!). Ein Pfiff im Stadion (aber leider nicht von Referee) und Torhüter Lukas Königshofer möchte das Spiel schnell machen, rollt den Ball ein paar Meter weit von sich weg, um mit einem Abschlag in der 94. Minute (!) eine vielleicht letzte Chance auf den Ausgleich einzuleiten. Das Spiel wurde tatsächlich schnell gemacht, nämlich von einem Spieler des FK Vojvodina, der die Wuchtel humorlos, aber effektiv, in die Maschen knallte. Da Rapid durch ein Tor in der 96. Minute (Ein Schuss von Deni Alar fand via Gegenspieler freundlicherweise auch noch den Weg ins Netz) noch wichtige Ergebnis-Korrektur vornehmen konnte, ist die Chance auf den Aufstieg (ins Play-Off der Europa-League-Quali, Anm.) durchaus noch intakt!