Trotz dem ausschweifenden Studentenleben geschuldeten schmalen Geldbeutel war die Reise nach Brüssel mit eben diesem Stammtisch Grün-Weiß-Bus Ehrensache und Pflicht für mich. Irgendwo im Innviertel stiegen noch zwei Kumpels von mir aus der alten Heimat zu, beide beladen mit einigen Kisten „Landessäure“, wie man den Most in diesen Breitengraden nennt und einem 13 (!) Meter langen grün-weiß gestreiften Stoff-Fetzen, den wir selbstbewusst und in gutem Glauben als längstes selbstgemachtes Überroll-Transparent der Fußballgeschichte abfeierten. Einen zweiten grandiosen Einsatz erlebte dieses Teil übrigens bei der Anreise zum Meisterstück am 1. Juni 1996 vom Schweizerhaus ins Happel-Stadion mit der Liliput-Bahn, die uns auch in einen TV-Bericht des Österreichischen Rundfunks brachte. Aber das ist eine andere Geschichte. Die Fahrt nach Brüssel war nicht nur lustig, sondern auch außergewöhnlich. Ab der belgischen Grenze rollte ein Konvoi mit vielen – positiv – wahnsinnigen Rapidlern auf der gesperrten Autobahn der europäischen Hauptstadt entgegen. Natürlich steckte ständig einer von uns seinen Kopf oder mehr aus den Dachluken, als würde Paris St. Germain alleine durch diese Stärkebekundungen vor Ehrfurcht schon vor dem Aufwärmen erstarren. Leider eine Fehleinschätzung. In Brüssel angekommen sahen wir uns vielen Pferden entgegen, erst am zweiten Blick erkannten wir, dass hier nicht Freunde von Hugo Simon auf uns warteten, sondern Polizisten. In Österreich ist man ein Vierteljahrhundert später an einer solchen Idee kläglich gescheitert, bei uns sind Pferde halt besser als Leberkäse oder willfährige Zugtiere für Fiaker geeignet. Das Sightseeing fiel knapp aus, nach geschätzt zehn Minuten und dem Besuch einer Trafik, bei der ich dem seligen Ernst Happel zu Ehren zwei Schachteln seiner Stamm-Tschick „Belga“ erwarb, nach deren Konsum ich mehr als verwundert war, dass die Lunge des „Wödmastas“ nicht schon in den 1970er-Jahren den Geist aufgegeben hat, ging es zur ausführlichen Bierverkostung.
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