Donnerstag, 29. Oktober 2020

90 oder Die ganze Geschichte des Fußballs in neunzig Spielen

Einmal kein Roman, sondern ein Fußballbuch in meinem Blog! 2017 im Droemer Verlag erschienen ist "90 oder Die ganze Geschichte des Fußballs in neunzig Spielen" von Christian Eichler. Der Autor kann auf jahrzehntelange Erfahrung als Sportjournalist bei der renommierten "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zurückblicken und ich kann mich gut erinnern, dass ich von einem lieben Freund anlässlich meines 30. Geburtstages, also vor Äonen, das lesenswerte "Lexikon der Fußballmythen" geschenkt bekommen habe. 



Vor einiger Zeit dann wieder ein Geschenk von einem anderen lieben Freund und die über 500 Seiten sind wirklich lässig zu lesen. Der Klappentext-Teil, der behauptet es sei "Ein Bildungsroman des modernen Fußballs" ist natürlich Schwachsinn! Eichler lässt nämlich Spiele aus über 100 Jahren Revue passieren und schildert diese wirklich fein und mit wissenswerten Hintergrund-Geschichten. 90 Partien in 86 Kapiteln, dazu gibt es auch ein umfangreiches Register! Vier bis zehn Seiten pro Match und auch Österreich-Bezug gibt es allerhand. 

Und zwar nachfolgende Partien:
Spiel 4: Deutsch-Österreichische Mannschaft vs Deutsche Nationalmannschaft vom 3. April 1938
Spiel 32: Österreich vs Deutschland vom 21. Juni 1978 (Cordoba aus deutscher Sicht also)
Spiel 33: Deutschland vs Österreich vom 25. Juni 1982 (Die Schande von Gijon, eines der ersten Fußballspiele, das ich bewusst in Erinnerung habe - trotzdem bin ich dem Sport verfallen)
Spiel 35: Rapid vs Schalke vom 21. Juni 1941 (Endspiel um die deutsche Meisterschaft in der unsäglichen NS-Zeit)
Spiel 42: England vs Österreich vom 7. Dezember 1932 (Wembley, we call it Wunderteam in Austria!)
Spiel 75: Färöer vs Österreich vom 12. September 1990 (Die Jahrhundertblamage von Landskrona...)
Spiel 78: Österreich vs Schweiz vom 26. Juni 1954 (das torreichste WM-Spiel aller Zeiten unter anderem mit dem Doppeltorschützen Fredi Körner)

Für Fußball-Liebhaber eine absolute Pflichtlektüre! Zu haben u.a. im Online Shop von morawa - hier! 

Sonntag, 25. Oktober 2020

Einfach losfahren

Seit einiger Zeit lag der Roman "Einfach losfahren" vom italienischen Autor Fabio Volo auf meinem Stapel der ungelesenen Bücher    Ohne besonderen Grund, gekauft habe ich ihn mir damals, weil ich aus dem Diogenes Verlag ohnehin fast nie einen schlechten Roman gelesen habe, mir das Buchcover mit der Vespa gefällt und auch der Klappentext eine interessante Geschichte verspricht. 

"Einfach losfahren" war schon mit mir in Griechenland (damals kam ich nicht mehr dazu, aber wurde das Werk von meiner Frau gelesen und für okay befunden) und heuer in der Steiermark und Oberösterreich. Jetzt bin ich das nicht einmal 300 Seiten dicke Werk des 1972 geborenen Autors mal angegangen. In seiner Heimat war es bereits sein dritter Roman, 2006 als "Un Posto nel Mondo" erschienen. In deutscher Sprache liegen bei Diogenes laut der Verlagshomepage sechs Romane auf, "Einfach losfahren" ist dabei sozusagen sein Erstling für die "Tedesci" - erschienen 2009. 



"Einfach losfahren" ist mir leider zu "bundesdeutsch" übersetzt, wenn auch die Handlung durchaus fein gesponnen ist. Der Held der Geschichte heißt Michele, der seine Lebensgeschichte während er auf die Geburt seiner ersten Tochter wartet, erzählt. Eine Geschichte über Freundschaft (der beste Kumpel von Michele, Federico, der zu jung nach einem Motorradunfall zu Tode kommt, ist ein bestimmendes Thema des Romans), Beziehungen, das Älterwerden, das Reisen und das Leben generell. Und für mich trotzdem nur ein durchschnittliches Lese-Erlebnis, irgendwas fehlt "Einfach losfahren" aus meiner Sicht. 

Mehr zum Buch hier auf Kulturthemen.de 

Freitag, 23. Oktober 2020

Das Institut

Schon mein vierter Roman von Stephen King in diesem so komischen Corona-Jahr 2020, der (wenn meine Aufzeichnungen denn stimmen) 30. seit 1995. Und schon in meiner Schulzeit habe ich einige gelesen, manche davon ab 1995 noch einmal. Schon bald "muss" ich wohl meinen Favoriten,  "Es", gar ein drittes Mal starten, gibt es davon doch seit einigen Jahren (aber ich weiß es erst seit ein paar Tagen) eine neu übersetzte und ungekürzte Version mit 1.500 Seiten. "Meine" waren da noch etwas kürzer, haben mich aber in der zweiten Hälfte der 1980er als Schüler ebenso begeistert wie 1995 im Rahmen eines sehr langen Trips auf den griechischen Kykladen! 



Nun aber zum aktuellen Roman, der mir abermals sehr gut gefallen hat, ein echter King in der Tradition von "Es" für mich! "Das Insititut" erschien voriges Jahr und am heurigen 12. Oktober erstmals im Taschenbuch, das ich mir bei Morawa sogar vorbestellt habe. Über knapp 770 Seiten rund um ein geheimnisvolles Insititut, in dem Kinder und Jugendliche mit besonderen Fähigkeiten wie Telekinese oder Telepathie  gefangen gehalten werden, hält sich die Spannung mühelos und vergeht die Zeit bei der Lektüre wie im Fluge. Sprich, man möchte gar nicht aufhören und wenn man - so wie ich derzeit - auch Zeit dazu hat, ist der Roman in zwei Tagen ausgelesen. Ein guter King, nein, sogar ein sehr guter!

Rezensionen zum Buch findet man auch:

Mehr Stephen King-Roman, von mir ab 2012 gelesen:
Stephen KING - Die Arena 
Stephen KING - Der Anschlag 
Stephen KING - Joyland 
Stephen KING - Doctor Sleep 
Stephen KING - Mr. Mercedes
Stephen KING - Revival 
Stephen KING - Der Outsider 
Stephen KING - Finderlohn 
Stephen KING - Mind Control 
Stephen KING - Wahn 

Samstag, 17. Oktober 2020

Fließsand oder Eine todsichere Anleitung zum Scheitern

Vor fast einem Jahrzehnt bin ich durch Zufall auf den überragenden Roman "Vatermord und andere Familienvergnügen" gestoßen. Es war das Debüt des Australiers Steve Toltz, wurde von der Kritik mit einem meiner All-Time-Favorites "Ignaz oder die Verschwörung der Idioten" von John Kennedy Toole verglichen und für die Shortlist des Man Booker Prize 2008 nominiert. Den gewann dann Aravand Adiga mit "Der weiße Tiger", auch ein super Buch!



Auf alle Fälle bin ich letztes Jahr wieder durch Zufall darauf gekommen, dass schon 2015 ein Nachfolgeroman von Toltz veröffentlicht wurde, im Original mit dem kurzen Titel "Quicksand". Auf Deutsch wurde er als "Fließsand oder Eine todsichere Anleitung zum Scheitern" dann 2016 von der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) publiziert. War scheinbar nicht sehr erfolgreich, denn bei meinem bevorzugten Buchhändler Morawa ist das Buch nur als e-book verfügbar, ausnahmsweise nahm ich daher eine Bestellung bei Amazon vor. Ich war sehr gespannt, zudem verspricht der Klappentext interessante und skurrile Geschichten wie sie schon in "Vatermord" zuhauf geboten wurden. Ganz wurden meine Erwartungen leider nicht erfüllt, auf den knapp 530 Seiten treten doch einige etwas mühsame Längen zutage. Aber ich habe schon wesentlich schlechtere Bücher als die haarsträubenden Geschichten um Liam und Aldo gelesen.

Mehr zu "Fließsand" ist zum Beispiel hier zu finden oder in englischer Sprache auf der stets einen Besuch werten Homepage von "The Guardian"

Dienstag, 13. Oktober 2020

Die F*ck-It Liste

Hurra, ein neuer Roman von John Niven ist da! Ich mag die Bücher des schottischen Autors wirklich gerne, mit dem neuesten Werk, "Die "F*ck-It Liste", wie die acht Vorgängerroman bei Heyne "Hardcore" erschienen, ist dies keine Ausnahme.



Ich habe mir den neuen Roman direkt am Tag des Erscheinens am Bahnhof gekauft und mich direkt an die 320 Seiten bitterböser Satire (hoffentlich Satire) rangemacht. Niven, einst in der Musikindustrie tätig, blickt in die USA des Jahres 2026, nach zwei Amtszeiten von Donald Trump ist nun seine Tochter Präsidentin der Vereinigten Staaten - Keep America Great Again - "KAGA" ist das neue Motto. Es ist natürlich keine schöne neue Welt in die uns der Autor führt und sie ist auch "nur" der Rahmen eines Rachefeldzuges, den Frank Bill, ein 60jähriger ehemaliger Chefredakteur einer Lokalzeitung, nach einer erhaltenen Krebsdiagnose, quer durch das Land ausführt. Persönliche und politische Gründe bestimmen seine fünfköpfige "Fuck-It Liste". 

Wie immer bitterböse und hoffentlich ist Nivens Blick in die doch schon so nahe Zukunft nicht realistischer als wir alle glauben möchten.

Links:




John NIVEN - Kill your friends 
John NIVEN - Gott bewahre 
John NIVEN - Coma 
John NIVEN - Straight White Male 
John NIVEN - Old School 
John NIVEN - Gebot der Rache 
John NIVEN - Alte Freunde 
John NIVEN - Kill ´em all 

Samstag, 10. Oktober 2020

Der Platz an der Sonne

Vor einiger Zeit bin ich durch eine Buchkritik im Spiegel (oder im Falter) auf diesen Debütroman von Christian Torkler aufmerksam geworden. Der Autor ist 1971 im deutschen Greifswald geboren und hat sich somit für seinen ersten Roman Zeit gelassen. Dafür hat er mit "Der Platz an der Sonne" gleich einen echten Coup gelandet! 




Torkler erschafft mit dem Buch eine alternative Realität, dem zweiten Weltkrieg folgt ein weiterer, danach wird Deutschland in sechs Kleinstaaten geteilt, Europa bitterarm und alle wollen den "Platz an der Sonne", der sich sprichwörtlich im wohlhabenden Nachbarkontinent, in dem sich die "Afrikanische Union" gebildet hat, erobern. Großteils durch "illegale" Migration, über die Alpen und das Mittelmeer machen sich die "Wirtschaftsflüchtinge" auf, natürlich verdienen sich die Schlepper eine goldene Nase....

Der Roman macht nachdenklich und hat aus meiner Sicht nur eine Schwäche, liest er sich doch streckenweise (aber noch erträglich) wie ein Berliner Dialekt-Werk. In Berlin ist auch der erste Teil des Romans angesiedelt, ehe sich die sympathische Hauptfigur, Josua Brenner, auf die beschwerliche Reise in den Süden macht. Fast 600 Seiten begleitet die Leserschaft das schwierige Leben des Berliners und wird diese - Achtung Spoiler - mit keinem Happy End "belohnt". Das ist aber keinerlei Schwäche des Romans, im Gegenteil. Die Lektüre würde wohl manch populistischem Politiker auf unserem Kontinent durchaus gut tun!

Rezensionen zu "Der Platz an der Sonne" habe ich (wieder)gefunden auf:
Literaturblatt.ch (plus Interview mit dem Autor)

Sonntag, 4. Oktober 2020

Erwartung

Der fünfte Roman des dänischen Bestseller-Autors Jussi Adler Olsen rund um den schrägen Kommissar Carl Morck mitsamt seines nicht minder schrägen Teams Rose! Sechs Jahre Pause lagen bei mir zwischen Band 4 ("Verachtung") und diesem Buch, "Erwartung" (der Marco-Effekt). 



Mit "Verheißung" liegt auch Band 6 schon seit fast einem halben Jahrzehnt auf dem einfach nicht kleiner werdenden Stapel der ungelesenen Bücher und ich möchte fix keine so lange Pause bis zum Start dieses Falls einlegen. Denn "Erwartung" ist abermals ein recht lässiger Thriller, der trotz seiner über 550 Seiten nie langweilig ist. "Ein Pageturner im besten Sinn des Wortes" ist auf der Rückseite des Buchs zu lesen und dieser Einschätzung von Nicole Rodriguez von br-online.de kann ich zustimmen. Adler Olsen, im Sommer 70 Jahre jung geworden, liefert mehr als einen Krimi/Thriller, in "Erwartung" beleuchtet er auch das Schicksal eines sehr jungen und vifen Clan-Mitglieds, des 15jährigen Marco, der als Aussteiger und zufälliger Mitwisser eines Mordes, der im Zusammenhang mit mißbräuchlicher Verwendung von Entwicklungshilfe-Gelder der dänischen Regierung für Afrika steht, von seiner einstigen "Familie" gnadenlos in Kopenhagen verfolgt wird. 

Insgesamt wurden bereits acht Bände der Serie um das Sonderdezernat Q, das aus Carl Morck und seinen Mitstreitern Rose und Assad, sowie in "Erwartung" aus dem Karrierist Gordon gebildet wird, erschienen. Nach "Verheißung" sind diese in deutscher Sprache mit "Selfies" und "Opfer 2117" betitelt, im Gegensatz zu den ersten sechs Bänden werden hier die dänischen Originaltitel auch für den deutschsprachigen Markt (natürlich übersetzt) verwendet! 


Jussi ADLER-OLSEN - Erbarmen 
Jussi ADLER-OLSEN - Schändung 
Jussi ADLER-OLSEN - Erlösung 
Jussi ADLER-OLSEN - Verachtung

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Herkunft

Mit diesem Roman hat der 1978 im damals noch jugoslawischen Visegrad geborene Sasa Stanisic (korrekt Saša Stanišić) völlig verdient den Deutschen Buchpreis 2019 gewonnen! "Herkunft" ist für mich gar kein Roman, vielmehr ein autobiographisches Stück in diversen Episoden, die oft unterschiedlicher nicht sein könnten. Und die Leserschaft kann sich das Ende der Geschichte um die geliebte und im Sterben liegende Großmutter sogar selbst wählen - außergewöhnlich nicht nur dies in diesem Mitte September im Taschenbuch erschienenen Werk! en Meisterwerk! 


Die Themen sind enorm vielfältig: Krieg, Flucht, Familie, Integration und alles was dazu gehört, die Demenz der geliebten Oma, um nur einen Teil zu nennen. Auch eine Mini-Dosis Fußball, spielte doch die Jahrhundertmannschaft von Roter Stern Belgrad kurz vor dem Zusammenbruch Jugoslawiens eine große Rolle im Leben des jungen Stanišić. So wichtig, dass er sogar seinen rot-weißen Schal des Meistercupsiegers von 1991 als eines seiner wichtigsten Besitztümer auf die Flucht mitnahm, wie er schon  zu Beginn des Buches schreibt. Unglaublich, dass Stanišić, der im Alter von 14 Jahren nach Deutschland kam und der Sprache mit keinem Wort mächtig war, so großartig in seiner Nicht- Muttersprache brillieren kann. "Herkunft" hat mich mehr als neugierig auf die weiteren Werke des auch auf twitter sehr aktiven Schriftstellers gemacht. Seine beiden ersten Roman (2006 "Wie der Soldat das Grammofon repariert" und 2014 "Vor dem Fest") waren übrigens auch beide bereits für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Mehr zu "Herkunft" findet sich u.a.: