Montag, 28. Dezember 2020

Der dunkle Bote

Roman Nummer 3 rund um den Kriegsveteranen und Kriminalinspektor August Emmerich und dessen Assistenten Ferdinand Winter von der österreichischen Autorin Alex Beer! Wieder ein Hochgenuss für mich ist der Titel "Der dunkle Bote", der im Wien des November 1920 handelt und nahtlos an die ebenso gelungenen Vorgänger "Der zweite Reiter" und "Die rote Frau" anschließt! 



Eine bizarre Mordserie hält die Wienerstadt, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der fürchterlichen Spanischen Grippe ein bitterarmer Moloch, in Atem. Die Leserschaft begleitet die Ermittlungen sowie die dramatischen privaten Angelegenheiten von August Emmerich, der in diesem Teil der Serie seine große Liebe Luise verliert, vom 31. Oktober bis 24. Dezember 1920, die knapp 400 Seiten bieten spannende Unterhaltung und abermals hochinteressante Einblicke in das Wien vor einem Jahrhundert. Was geht es uns heute trotz Corona-Pandemie doch gut in dieser schönen Stadt!

Mit "Das schwarze Band" liegt bereits ein Nachfolgeroman rund um das ungleiche Ermittlerduo vor, dieser ist im Mai 2020 auf den Markt gekommen und führt uns in den Hitzesommer 1921! Ich bin schon gespannt, am 17. Mai kommenden Jahres wird dieser Fall auch im Taschenbuch veröffentlicht!

Mehr zu "Der dunkle Bote":

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Das Kind in mir will achtsam morden

Die Fortsetzung des gerade in Deutschland extrem erfolgreichen Roman-Debüts des Rechtsanwaltes Karsten Dusse "Achtsam morden" (mit Stand heute in der 78. Woche wieder einmal Nummer 1 in den Taschenbuch-Charts des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel"!) trägt den etwas sperrigen Titel "Das Kind in mir will achtsam morden".

Ganz kann dieser Nachfolgeroman, der in der Handlung direkt an seinen Vorgänger anschließt, nicht mithalten. Das war auch zu erwarten, denn Teil 1 ist wirklich grenzgenial und lebt natürlich auch von dieser ziemlich einzigartigen Idee, diverse Leitsätze aus einem psychologischen Ratgeber für eine veritable kriminelle Karriere einzusetzen.

Aber auch "Das Kind in mir will achtsam morden" ist die Lektüre wert und bietet leichte und auch humorvolle Unterhaltung. Das "Personal" bleibt unverändert und es macht sicher Sinn, wenn man zuerst das Debüt von Dusse liest. 

Mehr zu dem rund 480 Seiten dicken Taschenbuch aus dem Heyne-Verlag gibt es u.a. hier zu lesen oder auch hier! Teil 3 ist bereits für 26. April 2021 avisiert, erstmals soll ein Roman vom Herrn Rechtsanwalt als Hardcover erscheinen, ich denke aber, dass ich bis zum Taschenbuch abwarten kann! 

Sonntag, 13. Dezember 2020

Campino liest Hope Street

Eine Premiere für mich im hohen Alter! Erstmals ein Hörbuch und das war richtig gut. Vor einigen Wochen veröffentlichte Campino, Sänger der legendären Band "Die Toten Hosen", ein autobiographischens Werk mit dem Titel "Hope Street - Wie ich einmal englischer Meister wurde". Ich wollte mir das Buch bei Gelegenheit  - als gedrucktes Werk - zulegen, stolpere aber neulich bei Apple Music über das Hörbuch. Zuerst dachte ich, das werden halt ein paar Ausschnitte sein, aber nein - alles wird dir als Abonnent zur Verfügung gestellt, inklusive sieben kurzer akustisch eingespielter Songs wie eben "Hope Street", aber auch "Ferry cross  the Mercy" und natürlich "You´ll never walk alone", die Vereinshymne des Liverpool FC (der eine ganz besondere Rolle in diesem Werk spielt), die auch seit Jahrzehnten immer als letzte Zugabe bei Konzerten der Hosen zum Besten gegeben wird!



Zum Hörbuch: Ich habe die Lesung von Campino wirklich genossen, sowohl beim Autofahren als auch mit den AirPods in den Ohren bei Stadtspaziergängen oder im Bett. Der 1962 als Sohn einer Engländerin und eins Deutschen geborene Andreas Frege (so sein bürgerliche Name) bietet interessante Einblicke in seine private Biografie bis hin zu Kindheitserinnerung und ganz besonders seine Liebe zu England und zu seinen Reds, die in diesem Corona-Sommer erstmals seit 30 Jahren wieder Meister wurden. Anhand dieser magischen Saison strickt Campino seine Erzählungen und als Leser habe ich mich oft förmlich wiedergefunden. Der Aberglaube, der wohl jedem Fußballfan eigen ist, vereint uns ebenso wie seine Leidenschaft für Tipp-Kick, so wie ich selbst hat auch der kleine Frege in Kindheits- und Jugendtagen ganze Meisterschaften mit diesem schönen Spiel nachgestellt. 

Ich tendiere dazu, in geraumer Zeit "Hope Street" auch als gedrucktes Buch zu lesen! 

Mehr zu "Hope Street" findet man u.a.:

Samstag, 12. Dezember 2020

Libellen im Kopf

Vor fünf Jahren hat mich der Debütroman des Briten Gavin Extence schwer begeistert - "Das unerhörte Leben des Alex Woods oder Warum das Universum keinen Plan hat" war eine wunderbare Lektüre. Daher habe ich mir schon damals vorgenommen, einen etwaigen Nachfolge-Roman des 1982 geborenen Doktors der Filmwissenschaften mit Sicherheit zu lesen. 



Irgendwie habe ich Extence aber aus den Augen verloren und erst im heurigen Corona-Sommer entdeckt, dass Ende 2018 mit "Libellen im Kopf" (im Original bereits 2015 als "The Mirror World of Melody Black" erschienen) tatsächlich Roman Nummer 2 als Taschenbuch von ihm erschienen ist. Wie fast immer wäre es besser gewesen den Originaltitel zu belassen, "Die Schattenwelt von Melody Black" gefiele mir zumindest besser als der vom Verlag gewählte Titel. Aber egal, besagte Melody Black ist jedenfalls nicht die Hauptperson von "Libellen im Kopf", sondern eine weitere junge Frau. Und zwar Abigail Williams, Mitte 20 und allerseits Abby genannt. Abby hat eine bipolare Störung, das verbindet sie, wie im Nachwort ersichtlich wird, mit dem Autor. "Libellen im Kopf" zeichnet das Leben von Abby samt Einweisung in die Psychiatrie schön und teilweise witzig nach, der Roman kann trotzdem mit "Das unerhörte Leben des Alex Woods" nicht einmal ansatzweise mithalten. "Libellen im Kopf"  bietet eher anspruchslose Unterhaltung, ist aber relativ kurzweilig zu lesen und mit knapp 350 Seiten hat man das Paperback auch relativ flott durch. 

Hier ist eine umfangreiche und recht hymnische Rezension zu "Libellen im Kopf" zu finden! 

Montag, 7. Dezember 2020

Favorite of the 90s: Wassermusik

Der gleiche Spezl, der mir Mitte der 1990er-Jahre die wunderbaren Romane von John Irving empfahl, brachte mir wenig später auch den ebenso großartigen T.C. (Tom Coraghessan) Boyle näher. Wie Irving ein US-Amerikaner, Boyle erblickte anno 1948 im Bundesstaat New York das Licht der Welt.

Meinen erster Roman von TCB bekam ich im Jahre 1996 zu lesen. Mit "Der Samurai von Savannah" (auf Deutsch 1992 und im Original als "East is East" 1990 veröffentlicht) begann ich zufällig mit dem vierten Roman in der literarischen Laufbahn von Boyle. Ich war recht angetan und nachdem ich ein Jahr darauf von "Grün ist die Hoffnung" (auf Deutsch 1990 und im Original als "Budding Prospects" bereits 1984) restlos begeistert war (die Neuübersetzung gönnte ich mir dann im heurigen Corona-Jahr) und mir auch "Willkommen Wellville" (auf Deutsch 1993 und im Original im gleichen Jahr als "The Road to Wellville" erschienen) sehr positiv angetan war, folgten 1998 zwei absolute Highlights im Reigen der von mir gelesenen Bücher. 



Neben "World´s End" (gleichnamig im Original 1987 erschienen, in deutscher Sprache zwei Jahre später), seinem dritten Roman, war dies auch Boyles Erstling: Dieser erschien 1981 als "Water Music" im Original  und fünf Jahre später als "Wassermusik" auf dem deutschsprachigen Markt. Ich bekam das im Rowohlt Taschenbuch Verlag herausgegebene Meisterwerk zu meinem 25. Geburtstag im April 1998, es handelt sich um ein Exemplar der Ausgaben 188. - 202. Tausend vom Mai 1997, wie mich ein Blick an das schon recht vergilbte Buch lehrt. Auch wenn es über zwei Jahrzehnte her ist, weiß ich noch, wie unglaublich begeistert mich diese Geschichte um die Entdeckungsreise des Schotten Mungo Park nach Afrika um das Jahr 1800 hat. Die 560 Seiten - dicht und in relativ kleiner Schrift bedruckt - waren ein einziges Lesevergnügen mit dem für Boyle für lange Zeit so typischen großartigen schwarzen Humor, den er später in seiner Karriere leider mehr und mehr verlieren sollte. Ich möchte diese Geschichte um die "Reisen im Inneren von Afrika" zwischen 1795 und 1806 jedenfalls in absehbarer Zeit wieder einmal lesen. Es gibt schließlich seit 2014 auch eine Neu-Übersetzung, die mit Dirk van Gunsteren ein sehr guter seines Faches vorgenommen hat. Dieser hat nebstbei auch alle von Boyle zwischen 2005 und 2019 erschienen Romane (acht an der Zahl, sechs davon habe ich mit wechselnder Begeisterung bislang gelesen) ins Deutsche übersetzt und bürgt für Qualität, auch Werke von Jonathan Safran Foer (u.a. "Alles ist erleuchtet"), Philip Roth (u.a. "Der menschliche Makel") oder Colum McCann (u.a. "Zoli", "Die große Welt", "Der Tänzer") brachte er ins Deutsche. 

Hier ist ein wenig mehr zu "Wassermusik" in der Erstübersetzung von Werner Richter zu finden - mein wie schon geschrieben etwas vergilbtes Exemplar (damaliger Verkaufspreis übrigens 123 Schilling oder 16,90 Deutsche Mark wie dem Buchrücken noch deutlich zu entnehmen ist) behält den Ehrenplatz im Regal, auf dem bis auf die mit Ausnahme von "Die Terranauten" (2017) und "Das Licht" (2019) alle bislang erschienenen Roman von T.C. Boyle zu finden sind. 






Samstag, 5. Dezember 2020

Achtsam morden

Seit mittlerweile 75 Wochen ist dieser Roman in den deutschen Bestseller-Listen der Taschenbücher, meist ganz oben auf Platz 1. Daher war mir die Existenz dieses Buches seit langem bewusst, aber sprach mich die Kurzbeschreibung des Inhalts kaum an. Nun bekam ich den Erstling des normal als Rechtsanwalt tätigen Autors Karsten Dusse aber von einer lieben Freundin mit dem dringlichen Bemerk "unbedingt lesen, so lustig" als Leihgabe.



Und tatsächlich bietet "Achtsam morden" auf über 400 Seiten unglaublich amüsante Unterhaltung, nicht selten musste ich ob der skurrilen Situationen laut auflachen. Die Regeln zur Achtsamkeit, die der Hauptprotagonist des Buches, ein Anwalt namens Björn Diemel, von seinem Psychotherapeuten Joschka Breitner und einem von diesem verfassten Ratgeber in Buchform bekam, werden "überkorrekt" befolgt. Nur halt für den einen oder anderen Mord und andere Verbrechen. 

Auch der Nachfolgeroman "Das Kind in mir will achtsam morden" hält sich seit mehr als einem halben Jahr in den Taschenbuch-Bestsellerlisten des Spiegel und ich hoffe, er ist ähnlich lustig, denn ich habe ihn mir bereits beim Online-Buchhändler meines Vertrauens bestellt.

Dienstag, 1. Dezember 2020

Der Mauerläufer

Die in Deutschland lebende US-Autorin Nell Zink gilt nach nunmehr vier publizierten Roman als große Nummer in der Literaturszene. Die Veröffentlichung ihres ersten Romans, "Der Mauerläufer" (2016 in deutscher Sprache und 2014 als "The Wallcreeper" im Original erschienen) verdankt sie Jonathan Franzen, dem sie in einem Artikel widersprach - Thema war ein Beitrag von Franzen über Zugvögel im Mittelmeer im New Yorker! Daraufhin entwickelte sich eine Korrespondenz zwischen den beiden, der Erfolgsautor ermutigte die 1964 in Kalifornien geborene Zink doch selbst einen Roman zu schreiben, das tat sie recht flott (und auch hier, wie der Titel schon verrät, ist Ornithologie ein zentrales Thema) und Franzen half bei der Veröffentlichung!



Nur knapp 190 Seiten schmal ist das Debüt von Zink, "Der Mauerläufer" ist dementsprechend flott gelesen und durchaus witzig geschrieben. Ein großer Brüller ist der Roman aber nicht, zumindest mir hat einiges gefehlt, was ich für ein uneingeschränktes Lesevergnügen brauche. Trotzdem werde ich mir beizeiten Roman Nummer 2 zulegen, "Virginia" (im Original "Mislaid") schaffte es im Jahr der Veröffentlichung (2015) immerhin auf die Longlist des "National Book Award", den ihr Förderer Jonathan Franzen 2001 mit "Die Korrekturen" sogar gewinnen konnte. 

Ein ausführliche Rezension zu "Der Mauerläufer" gibt es im Netz z.B. hier