Sonntag, 3. August 2025

Going Zero

Nach rund sieben Jahren Pause mal wieder einen Roman von Anthony McCarten genießen dürfen. Der neuseeländische Autor begeisterte mich schon öfter, lediglich sein letzter (von mir 2018 gelesene) Roman mit dem Titel "Jack" erschien mir eher mau. Dafür ist der 2023 und damit aktuellste Output wieder richtig packend.




"Going Zero" ist auch zwei Jahre später brandaktuell, McCarten, der auch als Drehbuchautor bekannt ist ("Die zwei Päpste", "Die dunkelste Stunde" zum Beispiel), hat hier eine Vorlage für einen hochspannenden Thriller, der gut als Serie verfilmt werden könnte, hingezaubert. Etwas mehr als 450 Seiten lang liefert er beklemmende Einblicke, wie gläsern wir Menschen, vor allem jene, die sich gerne in den sozialen Medien bewegen, tatsächlich sind. McCarten hat den Roman vor dem derzeit erst richtig startenden Siegeszug der KI verfasst, es ist wohl keine Dystopie, sondern eher eine gar nicht so unrealistische Schilderung unserer Gegenwart. "Going Zero" beschreibt ein Projekt eines fiktiven Mega-Digital-Konzerns namens "WorldShare" in Zusammenarbeit mit der CIA und die Tatsache, wie es heute fast unmöglich ist, unauffindbar zu sein. Nur eine von zehn Kandidat:innen macht dem Projekt einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Coole Lektüre, mittlerweile auch als Taschenbauch beim Diogenes Verlag aus Zürich erhältlich!

Sonntag, 27. Juli 2025

Premiere in Montenegro

Ein weiterer europäischer Länderpunkt auf der persönlichen Fußball-Karte ist abgeholt. Erstmals ging es für mich und zudem für den SK Rapid in seiner nun 70-jährigen Europacuphistorie zu einem Match nach Montenegro. Anlass, das Hinspiel im Rahmen der zweiten Qualifikationsrunde zu UEFA Conference League 2025/26. Gegner war der mir bis dahin unbekannt FK Dečić aus dem kleinen Städtchen Tuzi, rund 25 Autobusminuten von der Hauptstadt Podgorica.

Dorthin ging auch unser AUA-Flug. Um 12:36 Uhr landeten wir im bei weitem nicht vollen Airbus mit dem schönen Namen Weinviertel bei brütender Hitze. An der Nachfrage lag es nicht, dass die VIP- und/oder Fanreise nicht besser angenommen wurde, aber da der Austragungsort das Mini-Stadion unserer Gastgeber namens Tuško Polje lediglich 1.080 Plätze aufweist, war das grün-weiße Kontingent dementsprechend überschaubar.

Bei fast 40 Grad ging es auf alle Fälle mit dem Bus ca. 15 Minuten vom Flughafen zum etwas außerhalb der Hauptstadt gelegenen Hotel „Voco“. Dort gab es ein für mich zunächst unverständliches großes „Hallo“ für einen unserer Neuzugänge! Er wurde umarmt, geherzt und als ich das Outfit der Begrüßer sah, war mir klar warum. Ebenfalls zu Gat im „Voco“ war der Ex-Klub von Jean Harisson Marcien (der so geherzt) wurde, Beitar Jerusalem. Vom israelischen Verein wechselte „Hari“ erst Anfang des Monats zu Rapid.

Nach einem späten Mittagessen machte ich mich als „Vorhut“ mit Lukas Marek auf den Weg ins Stadion, der „Kit-Van“, ein Kastenwagen mit zwei Sitzplätzen neben dem Fahrer, war unser Transportmittel. Leider mit defekter Air-Condition, demensprechend durchschwitzt kamen wir im Tuško Polje an. Erinnert mehr an eine Spielstätte eines unterklassigen Amateurklubs, aber die einzige Tribüne, erbaut 2024, erfüllt alle Bedürfnisse. Wir wurden überaus gastfreundlich begrüßt, der Zeugwart von Dečić plauderte Deutsch mit uns, alle anderen in gutem Englisch. Eine Premiere gab es etwas später für mich auch. Erstmals entfiel die Pressekonferenz, lediglich ein einheimischer Journalist fand den Weg ins Stadion, wir beschlossen zu seiner Freude ein One-To-One-Gespräch mit unserem Coach in englischer Sprache zu machen. Übersetzer wäre – wie am Matchtag – ohnehin keiner vor Ort gewesen! 

Nach dem Abschlusstraining bei fast unerträglicher Hitze ging es wieder retour ins Hotel, nach einer kühlen Dusche, etwas Arbeiten und einem durchaus genießbaren einheimischen Seidl Bier (Marke „Nikšićko“) teilte wir uns ein Taxi ins City-Center, für rund 20 Fahrminuten mit 7,70 Euro ein sehr fairer Preis. Im sehr netten Restaurant namens „Pod Volat“ folgte ein wahrer Festschmaus (typische und mir sehr taugende Balkanküche) zu ebenfalls für mitteleuropäische Verhältnisse günstigen Preisen. Ein kurzer Spaziergang zeigte, dass die Sehenswürdigkeiten von Podgorica sprichwörtlich überschaubar sind, das örtliche „Hard Rock Café“ stach zumindest positiv hervor. Nach einem kurzen Abstecher in der tollen Roof-Top-Bar des Hilton Hotels (dort waren die wenigen mitgereisten Medienvertreter sowie die Teilnehmenden an der VIP-Reise mondän untergebracht) bei noch immer fast 30 Grad knapp nach Mitternacht wieder retour ins Teamquartier.

Dort – man glaubt es kaum – gab es für mich noch ein als „Raucher“ ausgewiesenes Zimmer, was natürlich ausgenutzt wurde. In Wirklichkeit gab es einen Extra-Raum, der eine Art Wintergarten war und wo ich es mir noch mit Wasser, einem Kaffee, Zigaretten und dem MacBook gemütlich machte und bis fast 3 Uhr früh arbeitete. 

Wenige Stunde später startete ich überraschend frisch und nach der nächsten kühlen Dusche in den Matchtag. Es war gefühlt noch heißer, auch wenn die offizielle Temperaturangabe bei 38 Grad blieb. Auf das geplante Sightseeing nach dem Mittagessen verzichtete ich aufgrund der fehlenden Sehenswürdigkeiten und der extremen Hitze, pendelte im Hotel zwischen Bar (Kaffee, Orange Juice, Wasser & Coke) und meinem Raucher-Arbeitszimmer. Auch am Abend beim Match blieb es drückend schwül, ein Highlight machte mir schon vor Ankick große Freude. Unser Ex-Spieler Dejan Savičević, mit dem ich in meinem ersten Arbeitsjahr u.a. einen skurillen Fototermin bei gefühlt 20 Grad am Christkindlmarkt am Wiener Rathausplatz für das Rapid Magazin machen durfte, war vor Ort und wurde zurecht von den mitgereisten Rapid-Fans abgefeiert. Auch ich ließ mir die Gelegenheit für ein gemeinsames Foto nicht entgehen!

Ach ja, das Match sollte nicht vergessen werden. Nach eher schleppendem Beginn fuhr unsere Mannschaft einen schließlich ungefährdeten Sieg ein, das 2:0 sollte den Aufstieg in die nächste Runde schon fast sichern. Besonders freuen durfte sich unser Neuzugang Jannes Horn, der bei seinem Pflichtspieldebüt per Kopf traf, es war unglaublicherweise sein allerstes Tor in einem Bewerbsspiel als Profifußballer!

Knapp nach Mitternacht kamen wir auf alle Fälle wieder im Teamhotel an, einen kleine Happen zum Essen und zwei, drei kleine Bier (leider nur „Tuborg“ verfügbar) gönnte ich mir noch und nach einem kurzen, aber erholsamen Schlaf sowie der sechsten kühlen Dusche innerhalb von knapp 42 Stunden ging es ab zum Flughafen Podgorica, um 15:00 Uhr dann Ankunft in der heimatlichen Wohnung in Margareten! Vergleichsweise saukalt bei maximal 25 Grad, an diesem Tag nicht unangenehm! Rückspiel am 31. Juli in Wien-West-Hütteldorf! 

Einige Impressionen von der Reise:  

















































Freitag, 18. Juli 2025

Nur nachts ist es hell

Im Frühsommer vor drei Jahren begeisterte mich der Roman "Über Carl reden wir morgen" von der in Linz geborenen Autorin Judith W. Taschler regelrecht. Die Familiengeschichte der Bruggers, zum großen Teil im oberösterreichischen Mühlviertel angesiedelt, hat mich damals in den Bann gezogen.




Umso mehr freute ich mich, als ich erfuhr, dass es unter dem Titel "Nur nachts ist es hell" quasi eine Fortsetzung gibt, die im Frühjahr diesen Jahres abermals im Zsolnay-Verlag erschien. Es geht daher wieder um die Familie Brugger, dieses Mal in Briefform niedergeschrieben aus der Sicht von Elisabeth Brugger (später Tichy) an ihre Nichte. Elisabeth, die Ärztin, eine Pionierin, absolvierte sie ihr Studium doch zwischen den beiden großen Kriegen. 

Abermals gelingt der Autorin ein fesselnder Roman, der mit seinen rund 320 Seiten fast zu schmal ist (was als Kompliment aufzufassen ist, bitteschön!)! Mich hat dieses Nachfolgewerk nicht ganz so begeistert wie "Über Carl reden wir morgen", aber es gibt von mir definitiv eine ganz klare Leseempfehlung! 

Mehr zu "Nur nachts ist es hell" findet man u.a. hier: