Eines von vielen Büchern, die mir zum 40. Wiegenfeste auf den Gabentisch gelegt wurden, heißt "Abteil Nr. 6" und wurde von der finnischen Autorin Rosa Liksom erdacht. Mir war diese bislang völlig unbekannt, aber ich konnte nachlesen, dass sie für diesen Roman vor zwei Jahren den wichtigsten Literaturpreis ihrer Heimat gewann und dieser zum Bestseller im hohen Norden avancierte.
Ein gewöhnliches Werk ist das rund 220 Seiten starke Buch definitiv nicht. Der Leser begleitet die namenlosen Hauptprotagonisten, "die Frau" (eine in Moskau lebende Finnin) und "den Mann" (einen ungehobelten Wodka-Säufer mit Hang zu gewalttätigen Geschichten und Handlungen) auf ihrer unfreiwillig gemeinsamen Reise zu Zeiten der Sowjetunion in der Transsibirischen Eisenbahn. Die Reise führt von Moskau in die Mongolei, die beiden teilen sich eben "Abteil Nr. 6" und es entwickelt sich im Laufe der langen Fahrt, die auch von Aufenthalten in diversen Städten der ehemaligen UdSSR unterbrochen wird, ein ganz spezielles Verhältnis zwischen dem mehr als ungleichen Paar.
Rosa Liksom, bzw. die Übersetzung, bedient sich eines recht eigenen Stils, wunderbare Landschaftsbeschreibungen werden von obszönen Schilderungen diverser "Heldentaten" der männlichen Hauptperson quasi unterbrochen, am Ende der Reise in Ulan-Bator endet auch das Buch. Es lässt mich nicht ratlos retour, denn einerseits bietet es schöne Literatur, andererseits läuft man manchmal Gefahr, in eine gewisse Depression zu verfallen. Lesenswert ist es allemal, die dafür aufzuwendende Zeit ist zudem auch überschaubar, drei Abende ohne sinnentleertes TV-Zapping tun es locker! Im deutschsprachigen Raum ist "Abteil Nr. 6" übrigens erst heuer bei DVA erschienen.
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