Wieder einmal ein Schriftsteller, der mir zu meiner Schande kein Begriff war, bevor dieses (leider nur) rund 280 Seiten dicke Buch als Geschenk den Weg zu mir fand. Es wäre mal wieder traurig gewesen, einen Roman wie diesen nicht gelesen zu haben. Capus, ein in Frankreich geborener Schweizer, schildert die Lebensgeschichten von drei realen Personen, die sich möglicherweise im November 1924 auf dem Hauptbahnhof zu Zürich begegnet sein könnten. Emile Gilliéron (der bei den berühmten Ausgrabungen in Knossos/Kreta - äh - kreativ war und als einer der größten Fälscher aller Zeiten gilt, sein Sohnemann gleichen Namens führte das Werk im Sinne des Vaters fort), Laura d´Oriano (Künstlertochter, die durch Heirat Schweizerin wird, die Familie verlässt und in den Wirren des 2. Weltkriegs als Spionin von den Franzosen rekrutiert wird) und schließlich - den Namen kannte ich zumindest vor der Lektüre des Buches auch schon) - Felix Bloch (Pazifist, aber später einer der Väter der Atombombe).
Das Buch ist wunderbar kurzweilig, die bessere Version von "Vermessung der Welt", wiewohl sich die drei Hauptfiguren nicht einmal begegnen und die Geschichte(n) auch nicht zeitlich parallel erzählt werden. Trotzdem ein fast magisches Werk, dass den Leser wunderbar in die Jahre rund um die beiden schrecklichen Weltkriege eintauchen lässt. Kurzum, eine Pflichtlektüre.
Die Schweiz bringt eine ganze Menge erstaunlicher Autoren heraus. Martin Suter ist ohnehin bekannt, aber die in den letzten Jahren zumindest für mich persönlich entdeckten Rolf Lappert, Rolf Dobelli und zuletzt Joel Dicker haben mir höchst interessante und vergnügliche Lesestunden beschert. Vielleicht aber nur die private Nachwirkung meines Deutsch-Matura-Themas vor über 20 Jahren - dieses war schließlich Leben und Schaffen des Herrn Max Frisch! Habe damit sicherlich ein Vielfaches an Zeit verbracht in meinem Maturajahr als mit sämtlichen Rechnungswesen- oder Betriebswirtschaftslehre-Lehrbüchern - und das war gut so :-)
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