Samstag, 10. August 2024

Premiere am Schwarzen Meer

Nach den wunderbaren Europacupnächten gegen Wisla Krakau (2:1-Sieg in Kraków und ein fulminanter 6:1-Triumph in Wien-West-Hütteldorf) war klar, dass es in der nächsten (und damit dritten) Qualifikationsrunde zur UEFA Europa League 2024/25 gegen den türkischen Großklub Trabzonspor gehen wird.

In hauptberuflicher Funktion erst mein zweites Aufeinandertreffen in einem UEFA-Pflichtspiel gegen eine Mannschaft aus dem Zwei-Kontinente-Land. Im März 2011 war ich als Pressechef bei einer 0:2-Niederlage Österreichs im Stadion von Fenerbahce in Istanbul mit dabei (Qualifikation zur UEFA EURO 2012), mitarbeitend gab es zudem auch noch ein freundschaftliches Länderspiel im Happel-Stadion im November 2008, das mit 4:2 an die Gäste ging. Generell waren meine Erinnerungen bis zum schönen Abend in Trabzon bei Duellen gegen Mannschaften mit dem Halbmond wenig berauschend. 1999 (ich durfte schon als Langzeit-Student freiberuflich beim SK Rapid werken) ein herbes 0:3 im Prater in der Champions League-Qualifikation gegen Galatasaray, drei Jahre vorher als Fan an gleicher Stelle immerhin ein 1:1 gegen Fenerbahce in der Gruppenphase der UCL, das war schon das Highlight. 2010 erlebte ich als sozusagen als Fan in der Europa League Gruppenphase eine 1:2-Niederlage in Wien und eine 0:2-Schlappe in Istanbul gegen Besiktas. Und irgendwo im Hinterkopf habe ich noch ein fürchterliches Debakel in einem Länderspiel mit Otto Barić als Teamchef im Prater.....

Egal, dieses Mal sollte es erstmals richtig positiv werden. Rund drei Stunden Flugzeit nahm die Anreise an die rund 2.000 Kilometer Luftlinie entfernte Stadt Trabzon am Schwarzen Meer im Nordosten der Türkei ein. Drückende Schwüle begleitete uns von Ankunft bis Abreise, in der Nacht vor dem Match konnten selbst sintflutartige Regenfälle, die kleinflächige Überschwemmungen in Unterführungen der Stadt hervorriefen, keine Abkühlung verschaffen. Das Stadion von Trabzonspor, offiziell als siebenfacher türkischer Meister beim Verband geführt (selbst sehen sie sich verständlicherweise als achtfacher Champion, war doch 2011 der punktgleiche Tabellenerste Fenerbahce in einen Manipulationsskandal verwickelt und durfte nicht an der darauf folgenden Champions League teilnehmen!), ist ein echtes Schmuckkästchen und vor weniger als zehn Jahren eröffnet worden. Benannt wurde es nach dem 1952 geborenen und noch heute unter uns weilenden Senol Günes, einer Klublegende von Trabzonspor (sechsmal Meister und dreimal Cupsieger als Spieler, in vier Amtszeiten zweimal Pokalsieger und normal einmal Meister, laut offizieller Verbandsstatistik viermal Vizemeister). Nebenbei als türkischer Teamchef auch Nationalheld, da WM-Dritter anno 2002!

Retour zu Rapid! In der Stadt, in der es nur in einigen Bars und Kiosken Alkohol zu erwerben gibt (im Hotel und Speiselokalen war Abstinenz angesagt, aber schadet auch mal nicht), hätte es am Donnerstagabend Grund zum Anstoßen mit Champagner gegeben. Grün-Weiß konnte erstmals seit 1967 (übrigens das Jahr der Vereinsgründung von Trabzonspor) ein UEFA-Match in der Türkei gewinnen und dies hochverdient. Das 1:0 mit dem Goldtor von Lukas Grgić, meinem engeren Landsmann mit der gleichen Geburtsstadt, war zudem wunderschön, ein deutlich höherer Sieg wäre möglich gewesen. Der befürchtete "Hexenkessel" war nicht zu erleben, lediglich beim Auspfeifen der gegnerischen Mannschaft stieg der Lärmpegel an, aber kein Vergleich zu den jüngsten Europacuspielen in Kraków oder Hütteldorf. 

Wenn die Leistungsverhältnisse auch beim Rückspiel am 15. August nur annähernd so bleiben wie in Trabzon, wird für Grün-Weiß nichts mehr anbrennen, da bin ich sehr optimistisch. Bemerkenswert war zum Abschluss noch unsere Rückfahrt vom Stadion zum Flughafen, eine höchste ambitionierte Polizeieskorte lotste uns wohl in Rekordzeit und unter Einbeziehung waghalsiger Manöver auf den leicht chaotischen Flughafen der Stadt am Schwarzen Meer. Wie es dort geschafft wurde, dass unsere 150-Personen-Maschine von Turkish Airlines trotzdem pünktlich abhob, wird zumindest für mich immer ein Mysterium bleiben.......

Einige Impressionen: 































Sonntag, 4. August 2024

Sweet sorrow

Im Jahr 2010 bin ich durch Zufall auf zwei Bücher des britischen Autors David Nicholls gestoßen und "Keine weiteren Fragen" sowie "Ewig Zweiter" haben mich recht gut unterhalten. Ein Jahr später genoß ich dann die Lektüre seines dritten Romans "Zwei an einem Tag". Dieses Werk, im Original als "One day" veröffentlicht, des ursprünglich als Drehbuchautors erfolgreichen Schriftstellers läuft seit einiger Zeit (also mit mehr als einem Jahrzehnt Verspätung) als Serie auf netflix! 2014 veröffentlichte der 1966 geborene Nicholls dann "Drei auf Reisen" (der deutschsprachige Titel wurde wohl aus Marketinggründen so gewählt, im Original heißt der Roman schlicht "Us"). Jahrelang ungelesen bei mir daheim, genoß ich dieses Buch dann während der ersten Phase der Corona-Pandemie, da war längst "Sweet sorrow", sein fünftes Ouvre in Romanform, auf dem Markt. Übrigens gleichlautender Titel auch in deutscher Sprache, nur dort mit dem Zusatz "weil die erste Liebe unvergesslich ist"!




In diesem Juli wagte ich mich also an dieses Buch und wieder bietet Nicholls seiner Leserschaft auf rund 500 Seiten eine kurzweilige, oft witzige und natürlich romantische Geschichte, dieses Mal mit dem Teenager Charlie, der als 16-jähriger Bursche schwer unter der Trennung seiner Eltern leidet, als Hauptfigur. Und Charlie ist es, der seine erste große Liebe findet, eine leichte Kost, die trotzdem richtig gut gefällt. In wenigen Wochen, Ende August 2024, erscheint in deutscher Sprache zudem der nächste Roman von Mister Nicholls, in deutscher Sprache wohl wieder der Vermarktung geschuldet mit dem Titel "Zwei in einem Leben". Im Original hört sich das mit "You are here" schon etwas besser an.

Mehr zu "Sweet sorrow" gibt es u.a. hier zu lesen:
Deutschlandfunkkultur
The Guardian (englisch)