Sonntag, 29. Dezember 2024

Ein schönes Ausländerkind

Feinste Lektüre zwischen den Jahren, wie man so schön sagt! Die Autorin, unter dem Pseudonym "Toxische Pommes" vor allem ein Social Media-Star (okay, ging an mir vorbei, aber jetzt werde ich auch auf Instagram folgen), ist meines Wissens eine Doktorin der Rechtswissenschaften und legt mit ihrem "autofiktionalen" Romandebüt "Ein schönes Ausländerkind" gleich mal ein wunderbares Werk vor, das leider nur einen Nachteil hat: Mit rund 200 Seiten beschränkt sich die Lesefreude auf wenige Stunden!




"Toxische Pommes", die lediglich ihren Vornamen Irina preisgibt, kam mit ihren Eltern zu Beginn des schrecklichen Krieges am Balkan in den 1990er-Jahren nach Österreich, genauer ins niederösterreichische Wiener Neustadt. Im Roman, der mich schon mit dem sechsseitigen Prolog voll gepackt hat, gibt es aufgrund der pointierten Formulierungskunst der Autorin oft Grund zum Schmunzeln, darüber hinaus bedient der Text viele erwartete Klischees sowohl über Österreich als auch über die ehemaligen Teilstaaten von Jugoslawien. Aber nie bösartig und zudem zeigt das Schicksal der Familie, die neben dem "schönen Ausländerkind" (keine Geschwister) in Wiener Neustadt lediglich noch aus der rasch integrierten Mutter und dem mit der deutschen Sprache fremdelnden Vater, der ewig keine Arbeitserlaubnis bekommt, besteht. Wie (oft sinnlos) schwierig es ist, die rot-weiß-rote Staatsbürgerschaft zu erhalten, ist nur ein wichtiges Thema, das in diesem lesenswerten Buch durchaus amüsant behandelt wird. Bitte mehr davon, Frau Dr. Toxische Pommes! 


Mehr zu "Ein schönes Ausländerkind":
ORF Topos
Tagesanzeiger
SWR
DER STANDARD
NZZ

Keine Kommentare: