Sonntag, 22. Juni 2025

Der Stich der Biene

Eines ist fix! Dieser Roman landet am Ende Dezember unter meinen "Tops der gelesenen Romanen anno 2025". "Der Stich der Biene" von Paul Murray hat mich über fast 700 Seiten weg gefesselt und bestens unterhalten! 

Aufmerksam geworden bin ich auf das Werk des 1975 in Dublin geborenen Autors durch irgendeine Rezension und die Tatsache, dass es auf der Short List des "Booker Prize" stand. Und was zum "Irish Book of the Year 2023" (in dem Jahr erschien der Roman unter dem Originaltitel "The Bee Sting") gekürt wird, kann eigentlich nur gut bis sehr gut sein. Genauso ist es auch aus meiner Sicht!




"Der Stich der Biene", seit heuer auch als Taschenbuch im "Kunstmann-Verlag" erhältlich, erzählt die Geschichte der Familie Barnes, die vom übernommenen Autohandel des Patriarchen prinzipiell sehr gut in einer irischen Kleinstadt leben. Doch die Finanzkrise ändert alles: Papa Dickie, Mutter Imelda (eine lokale Schönheit, die vor der Trauung am Tag der Hochzeit von einer Biene gestochen wurde) und die Nachkommen PJ (Sohnemann im Alter von zwölf Lenzen) sowie Cassie (Teenager-Mädel mit einer ziemlich ungesunden besten Freundschaft) starten in eine familiäre (und finanzielle) Abwärtsspirale. 

Die Kapitel dieses wunderbaren Romans werden in jeweils sehr eigenem Stil aus Sicht dieser vier Barnes geschrieben, bei jenen aus der Sicht von der eher schlichten Imelda verzichtet der Autor auf jegliche Interpunktion, was erstaunlicherweise lediglich die ersten paar Seiten ungewohnt ist. Auf alle Fälle von mir gilt: Mit Punkt, Beistrich und Ausrufezeichen eine klare Buchempfehlung!

"Der Stich der Biene" ist übrigens der bereits vierte Roman von Paul Murray, alle Vorgänger wurden ebenfalls in deutscher Version aufgelegt, als gedrucktes Buch erhältlich ist allerdings (derzeit?) nur Werk Nummer 3, der 2016 erschiene Roman "Der gute Banker" - und dies als Hardcover, scheint damals ein Ladenhüter gewesen zu sein! Klingt aber auch interessant! 

Mehr zu "Der Stich der Biene" u.a. hier:
Blog Buch-Haltung - taz

Mittwoch, 18. Juni 2025

Maror

Irgendwann vergangenes Jahr fiel mir im "Spiegel" eine interessante Rezension zu einem israelischen Thriller auf, die ich aber leider rasch wieder vergessen habe. Tage später sehe ich einen Verwandten bei der Lektüre des Buches "Maror" - ein "Thriller" und "Spiegel Bestseller". Da fiel es mir wieder ein, das war der Titel, den ich mir merken wollte - geschrieben vom 1976 geborenen und mir bis dato völlig unbekannten Autor Lavie Tidhar. Gemerkt, wieder vergessen und dann bekommen, da ich ja scheinbar sagte, man möge mir den Roman als Leihgabe geben, so er gut sei!




Und was heißt gut? "Maror" - der Titel wurde im englischen Original bereits so gewählt und bedeutet "Bittere Kräuter" - ist ein unfassbar spannendes, interessantes und aus meiner Sicht sogar hervorragendes Buch. In seiner Heimat dürfte der Autor ein Star sein, in deutscher Sprache ist offensichtlich nur dieser im renommierten Suhrkamp Verlag erschienene 640-Seiten-Wälzer, der kein Zeile zu lang ist. Die Leserschaft erwartet eine über Jahrzehnte gehende Story, deren Handlung weit über die israelischen Grenzen reicht und sehr aktuelle und brisante politische Themen behandelt. Irgendwo habe ich gelesen, dass "Maror" im Buchregal direkt neben dem epischen "Tage der Toten" von Don Winslow stehen sollte und das hat mich nicht gewundert. Auch mich erinnert dieses Werk daran und erst lange nach der Lektüre kam ich darauf, dass Conny Lösch, die Übersetzerin, auch zahlreiche Bücher des US-Großmeisters eindeutschte, u.a. den Abschluss der sogenannten "Kartell-Saga" - sprich "War on drugs Trilogie" - den Roman "Jahre des Jägers". 

Definitiv eine absolute Leseempfehlung und ich freue mich sehr, dass im Oktober mit "Adama" ein weiterer Thriller von Lavie Tidhar in deutscher Sprache veröffentlicht werden soll! 

Als Taschenbuch seit Mai 2025 erhältlich u.a. hier bei MORAWA

Sonntag, 15. Juni 2025

Der Trafikant

Auf den österrreichischen Autor Robert Seethaler wurde ich vor vielen Jahren durch hymnische Rezensionen über seinen Bestseller "Der Trafikant" aufmerksam, aber erst 2017 habe ich mit "Ein ganzes Leben" einen Roman von ihm, der mir geschenkt wurde, gelesen. Mit Begeisterung und ebenso vergangenes Jahr - wieder als Präsent erhalten - das damals ganz aktuelle Werk "Das Café ohne Namen"!
Daher war es für mich Zeit, auch mal sein bekanntestes und auch verfilmtes Buch zu besorgen und rasch zu lesen!




Gesagt, getan! Und "Der Trafikant" hält, was die so positiven Kritiken mich hoffen gelassen haben. Ein wunderbares Buch, das seinen Handlungsstart im mir seit Kindheitstagen sehr vertrauten Örtchen Nußdorf am Attersee hat und dann großteils im Wien der Jahre 1937 und 1938, rund um die Machtübernahme der Nazis, angesiedelt ist. Eine der Locations ist die weltberühmte Berggasse und damit ist klar, dass Professor Freud eine Rolle spielt. Zudem entführt der Autor die Leserschaft - wie schon im "Café ohne Namen" auf eine Zeitreise in meiner Heimatstadt Wien und lernte ich, dass das legendäre Schweizerhaus früher auch mal eine Tanzfläche hatte. Alles in allem ein wunderbares Buch mit einem einzigen Nachteil: Die 256 Seiten sind an einem Urlaubstag viel zu schnell gelesen. Dafür kann ich mir jetzt mal in Ruhe und trotzdem gespannt die Verfilmung anschauen.

Samstag, 14. Juni 2025

Umlaufbahnen

Dieser schmale Roman der 1975 geborenen Autorin Samantha Harvey wurde mit dem Booker Prize 2024 ausgezeichnet und landete - wie viele andere Bücher - als Geschenk in meinem Geburtstagskorb 2025. Wieder einmal eine sehr gute Wahl eines sehr guten Freundes! 




"Umlaufbahnen" - im Orginal mit dem Titel "Orbital" - entführt die Leserschaft in eine Raumkapsel, die monatelang mit sechs Astronauten (und -innen) verschiedener Nationalitäten (Russland, USA, Italien, Japan & UK) seine Kreise über unseren Planeten dreht. 16 Sonnenauf- und -untergänge erlebt die Crew, es passiert nicht wirklich viel auf den knapp 240 Seiten und trotzdem zog mich dieses Buch in seinen Bann. Die begeisterten Rezensionen über das Werk der englischen Autorin, die bereits 2009 einmal für den Booker Prize nominiert war, sind nachvollziehbar!

Mehr zu "Umlaufbahnen":
Der STANDARD
SWR 
taz